Brockenlauf 2025 - Ein Erfahrungsbericht
Wie in den letzten sechs Jahren (mal abgesehen vom Jahr 2020, wo der Lauf pandemiebedingt ausfiel) bin ich letztes Wochenende wieder beim Brockenlauf an den Start gegangen. Wie es mir dabei erging, das lest ihr hier.
Die Strecke
Für alle, die die Strecke nicht kennen: Start und Ziel sind direkt im Zentrum von Ilsenburg, einer schönen Kleinstadt nahe dem Brocken. Von dort geht es durch das wunderschöne Ilsetal auf schmaler werdenden Wegen immer weiter bergauf. Drei Kilometer vor der Brockenkuppe folgt dann das Highlight der Strecke: Ein Weg aus Panzerplatten, der noch aus Zeiten des kalten Krieges stammt, mit einer durchschnittlichen Steigung von 15 %. Die wenigsten kommen da hoch, ohne zwischendurch Gehpausen einzulegen.
Oben angekommen bleibt leider keine Zeit für eine Verschnaufpause. Die Aussicht ist bei schönem Wetter zwar traumhaft, aber man hat noch ca. 14 Kilometer der 26,2 Kilometer langen Strecke vor sich. Immerhin die ungefähr 900 Höhenmeter der Strecke hat man mit Erreichen der Kuppe hinter sich gebracht. Von nun an geht es also nur noch bergab. Erst vier Kilometer über Asphalt, anschließend mit bis zu 20 % Gefälle über Schotterwege. Wer bis hier dachte, auf den Brocken zu laufen wäre schlimm, dem sei gesagt, dass vom Brocken herunterzulaufen noch schlimmer sein kann. Nach dem stärksten Gefälle geht es noch ca. sechs Kilometer wieder durch das schöne Ilsetal zurück nach Ilsenburg. Das Plätschern der Ilse und die felsige Landschaft machen die Schmerzen ab Kilometer 20 auf jeden Fall erträglicher. Wieder in Ilsenburg angekommen, geht es unter großem Jubel ins Ziel, das direkt neben dem Forellenteich liegt (in dem ich bisher nur Karpfen, Enten und Schwäne gesehen habe).
Verpflegungsstationen gibt es auf der Strecke zum Glück genug. Sechsmal darf man beherzt bei einer Auswahl aus Wasser, Iso-Getränk, Cola, Tee und geschnittenem Obst zugreifen. Großes Lob an die Veranstalter an dieser Stelle, die jedes Jahr wieder diesen großartigen Lauf auf die Beine stellen!
Meine Vorbereitung
Wie bereitet man sich auf so einen Lauf eigentlich richtig vor? So ganz habe ich das glaube ich auch noch nicht herausgefunden. Wirklich angefangen mit dem Laufen habe ich 2020 während der Corona-Pandemie. Doch trotz des Trainings habe ich mich im Jahr 2021 beim Brockenlauf nicht verbessert. Damals bin ich mit einer Zeit von 2:55:05 h auf die Sekunde genau gleich schnell gelaufen wie bei meiner ersten Teilnahme 2019. Irgendwas musste ich also ändern. Durch den Einbau von einem Long Run pro Woche und Intervall- bzw. Tempoläufen in mein Training konnte ich mich langsam steigern. Im Jahr 2022 zunächst auf 2:33:03 h, 2023 dann auf 2:23:23 h (passend zum Jahr). Damit war ich bereits über eine halbe Stunde schneller als noch zu Beginn. Letztes Jahr erreichte ich dann eine Zeit von 2:16:40 h, allerdings auf einer aufgrund eines aktiven Waldbrandes kurzfristig verkürzten Strecke. Die Zeit kann man also nicht dazuzählen.
Dieses Jahr wollte ich also meine Zeit aus 2023 in Angriff nehmen. Die Marke von 2:20 h sollte fallen. Zu Beginn des Jahres war ich leider mehrfach für ein paar Wochen etwas angeschlagen. Zwar konnte ich in der Zeit noch Sport machen, aber an Long Runs oder intensives Training war eher nicht zu denken. Richtung Sommer konnte ich mein Trainingsvolumen dann zum Glück erhöhen, bin dieses Jahr aber nie über 40 km pro Woche gekommen. Kurz vorm Lauf war ich außerdem für zwei Wochen im Urlaub und bin in dieser Zeit gar nicht gelaufen. Meine Vorbereitung war also eher durchwachsen. Da ich mich in der Zeit vor meinem Urlaub jedoch gut gefühlt habe, hatte ich dennoch Hoffnung. Die endgültige Entscheidung überhaupt mitzulaufen fiel erst eine Woche vor dem Lauf. Zum Glück noch rechtzeitig, denn der Lauf war dieses Jahr zum ersten Mal im Vorfeld komplett ausgebucht.
Der Tag der Wahrheit
Morgens um 7:45 sollte ich von meiner Fahrgemeinschaft abgeholt werden. Doch wie es Murphys Gesetz so will, sollte an diesem Morgen mein Wecker nicht funktionieren. Um 8:00 wurde ich durch einen Anruf geweckt mit der Frage wo ich denn bleibe. Mist. Innerhalb von 5 Minuten packte ich meine Sachen zusammen, putze mir die Zähne und machte mich auf den Weg. Ein richtiges Frühstück blieb mir so vor dem Lauf also verwehrt. Toller Start in den Tag.
Bei unserer Ankunft in Ilsenburg um kurz vor neun mussten wir zunächst einen Parkplatz suchen und haben uns dann schleunigst auf den Weg zur Startnummernausgabe gemacht. Nach dem Umziehen und dem Anbringen der Startnummer blieben noch etwa 20 Minuten, um noch einmal auf Toilette zu gehen und sich warmzumachen. Da die Schlange vorm Klo erfahrungsgemäß sehr lang ist, sind 20 Minuten ziemlich knapp bemessen. Im Endeffekt habe ich dann zwei Minuten vor Beginn den Startblock erreicht und durfte von fast ganz hinten starten. Alles andere als ideal, wenn man auf Zeit laufen will. Aber wenigstens das Wetter war super, wenn auch etwas warm zum Laufen.
Nach einem Countdown fiel pünktlich um 9:45 der Startschuss. 547 Läufer:innen machten sich gleichzeitig auf den Weg zur Brockenspitze. Durch den Start weit hinten im Feld musste ich in den ersten Minuten viel überholen. Nach ca. drei Kilometern hat sich das Feld um mich herum dann etwas stabilisiert. Die erste Verpflegungsstation habe ich ausgelassen, weil ich das bisher immer so gemacht habe. Aber bei der zweiten war mir dann schon so warm, dass ich mir Wasser über den Kopf gegossen habe. Nach der zweiten Station dauert es ganze sieben Kilometer bis zur nächsten. Dazwischen der Panzerplattenweg und der Gipfel. Den Panzerplattenweg bin ich fast komplett gegangen, aber es hat trotzdem gereicht, um auf dem Stück zehn Plätze gutzumachen. Insgesamt habe ich mich beim Bergauf-Teil etwas geschont, um ein paar Reserven für Bergab zu haben.
Die Erleichterung ist groß, wenn man oben am Brocken angekommen ist, aber die anschließenden 14 Kilometer sind wie einleitend beschrieben noch schlimmer. Bei jeder weiteren Station habe ich mich erneut mit Wasser abgekühlt und mit Cola und Iso-Getränken etwas meinen Zucker- und Elektrolythaushalt aufgefüllt. Nach dem eisernen Handweiser bei Kilometer 16 geht es über einen steilen Schotterweg bergab. Und spätestens ab dort tun die Beine richtig weh. Durch das starke Gefälle lässt es sich recht schnell laufen und die verbleibenden Kilometer erscheinen wie ein Countdown im Kopf. Wie schwer kann es schon sein, noch ein paar Kilometer durchzuhalten? Ab Kilometer 20 – das Gelände wird wieder etwas flacher – traf es mich dann wie eine Wand. Die Füße und Beine taten weh und es war keine Ausdauerfrage mehr, sondern viel mehr eine Willensfrage. Aber genau das macht so einen Lauf für mich aus. Das Glücksgefühl im Ziel macht die vorherigen Strapazen locker wieder wett.
Nach sechs Kilometern Leiden habe ich das Ziel dieses Mal in 2:28:20 h erreicht. Schlechter als vor zwei Jahren, aber immerhin unter 2:30 h. Im Ziel angekommen musste ich mich erst einmal hinsetzen und etwas trinken. In der Zeit, die ich auf dem Boden saß, konnte ich innerhalb von acht Minuten vier weiteren Sebastians beim Zieleinlauf zusehen. Mit meiner Zeit bin ich insgesamt auf Platz 122 gelandet, mein Team sogar überraschenderweise auf Platz 4 in der Teamwertung. Mit der Vorbereitung und dem schlechten Tag in den Start echt ein gutes Ergebnis.
Fazit
Der Lauf war mal wieder mega cool. Die Stimmung beim Brockenlauf ist einfach immer super und die Strecke mit seiner schönen Landschaft ist sowieso etwas ganz Besonderes. Nun habe ich bereits meine sechste Teilnahme und damit auch mein sechstes Brockenlauf-Shirt gesammelt. Und das grüne Shirt aus recyceltem Polyester in diesem Jahr fühlt sich echt gut an!
Falls alles gut läuft, laufe ich nächstes Wochenende in Hahnenklee den Halbmarathon mit. Jetzt, drei Tage nach dem Lauf, habe ich aber noch immer ordentlich Muskelkater in den Waden. Aber wie mir schon auf der Strecke kurz vor dem Brockengipfel zugerufen wurde: Der Schmerz vergeht, doch der Stolz bleibt.